Über uns

COMOEDIA MUNDI

Ankunft in Frankfurt am Museumsufer

Theater mobil - im Sommer mitten in einer Stadt für eine begrenzte Zeit ein Theater aufbauen. Am Platz leben, mit Theater den Platz verändern, die Zeit anhalten. Kernspielzeit ist die Sommertournee mit Theaterzelt. Im Winter werden die Stücke vereinzelt in festen Häusern, an Theatern und in Kulturhallen aufgeführt. Die Leinwand ist dünn, die Atmosphäre zerbrechlich und die Zuschauer sind ganz nah am Geschehen. Das Persönliche und Intime ist gewollt und wird gepflegt.

COMOEDIA MUNDI ist das einzige Tourneetheater in Bayern mit eigener mobiler Spielstätte, dem Theaterzelt. Bundesweit gibt es höchstens eine handvoll konzeptionell vergleichbarer Theater. Der Aufwand entspricht einer Bühne an einem festen Haus, nur dass bei COMOEDIA MUNDI neben bis zu fünf Inszenierungen auch noch der Theaterbau und der Lebensraum von bis zu 10 Mitgliedern mit auf Tournee gehen! Das Theater verfügt über ein Zelt mit je nach Inszenierung bis zu 170 Plätzen, 35m² Bühnenfläche, eigener Licht- (50 KW) und Tonanlage, sowie einen Fuhrpark mit 11 Circuswagen und drei LKW Zugmaschinen. Die technischen Details dazu liegen in unserem Servicebereich. Angegliedert ist eine einmalige Theatergastronomie im Caféwagen, der gleichzeitig Ort für Musik-Veranstaltungen und Lesungen ist. Das Theater wird seit 1997 durch das bayerische Ministerium für Wissenschaft & Kunst und durch den Bezirk Mittelfranken gefördert. Diese Förderung beträgt ca. ein Drittel der Jahreskosten.

Das Ensemble

Getragen wird COMOEDIA MUNDI von Loes Snijders und Fabian Schwarz. Abhängig von der Produktion ergänzen weitere Schauspieler das Ensemble. International ist es bereits durch die beiden Betreiber Fabian Schwarz, Deutschland, und Loes Snijders, Niederlande. Immer wieder stoßen Schauspielerinnen und Schauspieler zur Gruppe, die ihre Wurzeln im europäischen Ausland haben.
Die Akteure verfügen über eine fundierte Ausbildung, oft nicht nur im schauspielerischen, sondern auch im musikalischen Bereich und umfangreiche Auftrittserfahrungen.
Ein weiteres Kennzeichen des Ensembles ist die gemeinsame Erarbeitung eines Stückes. Auch wenn literarische Vorlagen verwendet werden, liegt der Schwerpunkt auf einem prozessorientierten Arbeiten. Diese Methode garantiert besondere und ungewöhnliche Theaterstücke auf hohem Niveau. Die Produktionen werden von einem Stamm an künstlerischen Mitarbeitern (Regie, Musik, Bühne, Kostüme, Technik) begleitet, die zum Teil seit Jahren immer wieder mit dem Theater zusammenarbeiten. Ein festes Ensemble kann nicht finanziert werden.

Im Umfeld des Theater gibt es eine Reihe von Freunden und Förderern, die ganz wichtige Bereiche meist ehrenamtlich abdecken. Ohne sie gäbe es COMOEDIA MUNDI in dieser Form und Qualität längst nicht mehr.
Professor Dr. Ernst Fricke berät das Theater seit seiner Gründung in allen Rechtsfragen. Ralph Brugger fotografiert die Produktionen und administriert den Internet-Auftritt. Freunde helfen seit Jahren bei den Transporten...

Wer machts: Fabian

Die Macher: Fabian Schwarz

Fabian Schwarz wurde am 2. Juni 1958 in München geboren. Nach dem Abschluss des neusprachlichen Oskar-von-Miller Gymnasiums absolvierte er im Schwabinger Krankenhaus seinen Zivildienst und studierte Spanisch und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach einem fünfmonatigen Lateinamerika-Aufenthaltes kam er über ein Stadtteilprojekt mit Theater in Kontakt. Zurück in Deutschland brach er sein Studium ab, die Verbindung von geistiger Auseinandersetzung und körperlicher Umsetzung reizte ihn mehr als die reine Geisteswissenschaft.. Sein Wunsch, sein Traum: Nicht immer nach dem letzten unberührten Fleck Erde suchen, sondern unterwegs sein und selbst etwas Außergewöhnliches mitbringen. Ein inspirierendes Beispiel war für ihn die Reise der Münchner Musikgruppe Embryo nach Indien. Auf ihrem Weg hatten die Musiker immer wieder Austausch mit örtlichen Kollegen. Einige begleiteten sie ein Stück des Wegs und so verschmolz ihr westlicher Jazz mit der Musik Afghanistans, Persiens und Indiens.

"In Niederbayern begegnete ich Frieder und Giacomo vom Kasperle Sumpftheater. Zwei anarchische Clowns, die im Stil der comedia dell’arte mit einem groben Nummerngerüst auftraten. Intuitiv, situativ und von den Zuschauern angeregt, improvisierten sie. Mit Frieder habe ich 1983 COMOEDIA MUNDI gegründet. Zusammen mit meiner damaligen Freundin, einer Musikerin und dem begnadeten Ingenieur Martin Feldner bildeten wir das Team der ersten Stunde.

Vorbilder? Audrey Hepburn und Marlon Brando stehen noch heute als Ansichtskarten auf meinem Schreibtisch. Ich habe keine klassische Schauspielschule absolviert. Wie COMOEDIA MUNDI war meine Ausbildung eine Sammlung verschiedener Bausteine. Immer wieder war ich in Paris bei Philippe Gaulier, dem ehemaligen Lecoq Lehrer.  Egal ob Stimmbildungs- und Gesangsunterricht oder körperorientierte Arbeit nach Feldenkrais – ich habe versucht die erworbenen Fähigkeiten konsequent in die Produktionen zu integrieren.

Der Reiz am Theater im Zelt ist für mich:

Die Utopie leben. Der eigene Wohnraum ist auf einen Circuswagen reduziert, dabei aber trotzdem nicht auf einen gewissen Luxus verzichten: morgens heiß duschen, wo andere sonst ihre Hunde spazieren führen, im komplett eingerichteten Küchenwagen für Freunde und Mitarbeiter ein vier-Gänge Menü kochen. Der nächste Wochenmarkt ist nicht weit, denn das Theater hat seine Zelte mitten in der Stadt aufgeschlagen. Das Wohnzimmer ist die grüne Wiese oder das Mainufer. Und dann noch einen schnellen Espresso im Caféwagen trinken... Die Passanten sind überrascht über den gepflegten Fuhrpark, die Theaterbesucher über die hochwertige Technik, die sich hinter der Zeltplane verbirgt. Sie verbinden Zelt und Wohnwagen doch eher mit Zirkus oder Jahrmarkt.

Die bespielten Plätze sind innerstädtische Kleinode, ob auf Kopfsteinpflaster oder in Grünanlagen. Das Zelt birgt Theater, die Besucher sind oft erstaunt über die Qualität der Aufführugen, warum eigentlich? Das Zelt bietet einen gewissen Schutz vor dem Wetter und die Stücke können reisen. Gut genug sind sie allemal, dass sie nicht nur in einer Stadt aufgeführt werden sollten..."

 

Wer machts: Loes

Die Macher: Loes Snijders

Geboren in Heerlen und aufgewachsen in den Niederlanden begann sie mit 18 Jahren eine Theaterausbildung an der staatlichen mime en dans school in Amsterdam (NL). Parallel nahm sie Gesangsunterricht bei Kevin Smith, Dozent am Konservatorium in Amsterdam. Die Schauspielausbildung vertiefte sie in Rom, der dortige Theaterleiter war ein ehemaliger Lecoq Schüler. Sie arbeitete mit verschiedenen Theatergruppen in Italien, Frankreich und den Niederlanden bis sie 1990 nach Deutschland kam und sich dem Ensemble von COMOEDIA  MUNDI anschloss. Seitdem trägt und prägt sie dieses Theater. Mit Fabian Schwarz hat sie die Töchter Sarah und Camille.

„Auf die Bühne wollte ich schon immer. Clown wollte ich auch werden. Dann las ich einen Artikel über Ariane Mnouchkine und ihr Theatre du soleil in Paris.  Aber meine Eltern ließen mich nicht nach Frankreich gehen, um dort eine Ausbildung zu machen.
Später besuchte ich die Theater-Schule in Amsterdam, holte den versagten Parisbesuch mit einer Schule in Rom nach und ging nach London an das Laban-Center. Ich war damals überzeugt, man müsse nur eine Schauspielschule besuchen, um berühmt zu werden.
Zurückblickend ist mir klar, das ich immer nach einer Verbindung von Bewegung, Theater und Musik gesucht habe. Darum habe ich mich auch eine Weile mit dem Gedanken getragen, noch eine Opernausbildung zu machen, wollte singen wie die Callas. Zu COMOEDIA MUNDI bin ich über einen italienischen Freund gekommen, den ich in Rom auf der Theaterschule kennen gelernt hatte. Über Italien nach Deutschland, die Proben für erste Produktion fanden noch auf Englisch statt. COMOEDIA MUNDI bietet mir die Möglichkeit Tanz, Theater und Musik zu verbinden. Als Sommertheater stehen wir ja eher für leichte Kost. Das Theaterzelt verbinden viele mit Zirkus, Unterhaltung und Nummernprogrammen. Aber dem ist nicht so. Die Produktionen haben Tiefgang und enthalten bisweilen eine hohe Aktualität. Ein gutes Beispiel dafür ist das Stück „Aufstieg & Fall der Stadt Passau.“ Angelegt in einer Zeit nach einer globale Seuche, die Menschheit ist fast ausgestorben, bekommt das Stück durch den Reaktorunfall in Fukushima eine ganz neue Dimension.

Persönlich reizt mich am Unterwegssein mit Zelt und Wagen das kompakte Leben, die gemütliche Enge im Wohnwagen. Wie oft mein Wagen am Tag fotografiert wird, weiß ich gar nicht mehr. Inzwischen  baue ich ein Stilleben aus Teekanne und Tassen, dekoriere meine Veranda ganz bewusst, um den Passanten ein schönes Motiv für ihre Kameras zu bieten. Und wie die Flaneure bin auch ich immer wieder erstaunt, was so alles in einem Wohnwagen Platz hat. Idyllisch ist es schon, aber nicht nur. Die Verantwortung für die Gruppe, der Kampf um Anerkennung, die Angst vor Vandalismus kosten ein Menge Kraft. Oder der nächtliche Gang zur Toilette über den freien Platz, das erfordert immer noch Überwindung. Am Anfang war das Zelt überhaupt nicht meine Welt. Ich habe es „mitgeheiratet“. Aber heute möchte ich es nicht mehr missen und würde meine Entscheidung jederzeit wieder so treffen. Allerdings haben die Zeiten sich geändert, wir brauchen Schutz. So träume ich von einem festen Platz, einer Halle, in der wir unser Zelt oder nur die Tribüne aufbauen, einem Theaterraum, der auch im Winter bespielt werden kann. Und ich wünsche mir Tourneen ins Ausland, Kooperationen mit europäischen Gruppen. Es ist noch nicht zu Ende.“
 

 

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