Fränkische Landeszeitung - 13.5. 2008
(Martina Kramer)
Pralle Gesellschaftssatire mit Musik zum Silberjubiläum
Sehenswert: Herbert Fischer inszeniert das Stück mit Tempo - Das Ensemble ist voller Lust am Spiel dabei

TRAUTSKIRCHEN - Bedrohlich baumelt der Galgen im Vordergrund. Böse wird es wohl enden, das Treiben der zwielichtigen Gestalten, die das Bühnenstück "Eine Bettleroper" in Szene setzt. In der Inszenierung der "Comoedia Mundi" verschmilzt das 1728 entstandene Stück „The Beggar's Opera" von John Gay mit Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" aus dem Jahr 1928 zu einem temporeichen Musikschauspiel, angereichert mit aktuellen Bezügen.

Bis auf den letzten Platz ausverkauft war die Premiere, die am Samstagabend im Theaterzelt des Trautskirchener Schlossgartens stattfand. Zeichen dafür, dass sich die rührige Theatergruppe "Comoedia Mundi", die in diesem Jahr ihr 25. Bühnenjubiläum feiert, großer Beliebtheit erfreut. Nicht zu unrecht.
Frisch und unverbraucht präsentierte sich das Ensemble an diesem Premierenabend mit einem Bühnenstück, das Anspruch und Unterhaltung auf gekonnte Weise vereinte. Das volle Theaterzelt sorgte überdies für die geeignete Atmosphäre, bei einem Schauspiel, das sich ausschließlich der Halbwelt widmet. Wo sich bestechliche Polizeibeamte, wenig seriöse Geschäftsleute und eifrige Straßenmädchen tummeln, immer mit einem Fuss im Gefängnis und damit dem Galgen nahe.
Das Geschehen rankt sich um Polly Peachums Liebe zu dem dubiosen Handelstreibenden Macheath. Die bizarre Verbindung droht das fragile Gleichgewicht des Rotlichtviertels dessen Geschicke Pollys Vater lenkt ins Wanken zu bringen. Ränke, Verwicklungen, Mordpläne sind die unweigerliche Folge.
Die Handlung des Schauspiels verläuft nicht stringent, sondern die Szenen sind montagehaft aneinander gereiht und decken mehrere Spielebenen ab. Das bedeutet für die fünf Akteure ständigen Rollenwechsel, ein Umstand, der ihrer Spielfreude jedoch sehr entgegen kommt.
Felix Decker, hauptsächlich in der Rolle des Macheath zu sehen, darf alle Register ziehen und mimt den Bösewicht ebenso überzeugend wie den Clown. Loes Snijders brilliert in einer Hosenrolle, spielt den Herrn Peachum mit dem Charme eines Mafiabosses. Tajana Prka (vornehmlich als Polly zugegen) gibt die Unschuld ebenso überzeugend wie das Verderbte. Katrin Filzen, gleichzeitig als Mrs. Peachum und Polly-Gegenspielerin Lucy im Einsatz, zeigt viel Körperpräsenz. Feinsinnig die Interpretationen des korrupten Polizisten Lockit sowie des gutgläubigen Filchs, der statt Macheath unverdient am Galgen endet, von Fabian Schwarz.
Dezent, aber effektvoll die musikalische Umrahmung - mit manchem Kurt-Weill-Zitat - durch Stefan Grasse an der Gitarre und Dagmar Raum am Akkordeon.
Zu einem wirklich sehenswerten Bühnenerlebnis zusammengefügt, hat das Stück Regisseur Herbert Fischer, der bereits öfters mit "Comoedia Mundi" zusammengearbeitet hat. Entstanden ist eine Produktion, die trotz beachtlicher Länge und bisweilen verzwickter Szenarien den Zuschauer zu fesseln weiß.    Martina Kramer

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