Heidenheim - 02.10.1998
(Erika Habenicht)
Genuß mit bittersüßem Nachgeschmack
Kleines Publikum, große Darbietung:<br />Chansonette Loes Snijders und Jürgen Mayer mit Gesang und Spiel<br /><br />

Holland - Frankreich - Deutschland, so heißt die gelungene Mischung an Einflüssen, die am vergangenen Freitag einen unterhaltsamen Chansonabend ausmachte. Ob es wohl am schlechten Wetter lag, dass das Publikum den Weg ins Café News kaum gefunden hatte? Eigentlich schade, denn die holländische Chansonsängerin Loes Snijders und ihr aus Heidenheim stammender Begleiter Jürgen Mayer boten auf angenehme Art bittersüße Unterhaltung.

Loes Snijders rauchige Stimme mit Leidenschaft und sprödem Charme paßte gut zu den rauhen, einmal fast schon obszönen ein andermal poetischen Texten von Boris Vian. Bei der Auswahl der Lieder bewies das Duo gutes Gespür, denn Boris Vians Texte zeigen auch heute noch eine erstaunliche Aktualität. Der Zeitgenosse und Freund von Jean Paul Sartre lebte inmitten des wilden Treibens der vierziger und fünfziger Jahre. Als Jazztrompeter verkehrte er in den Jazzkellern, als Schriftsteller und Kritiker diskutierte er in den Cafés mit Existentialisten. Auf der Grundlage diese Texte entstand ein nicht nur musikalisches, sondern auch schauspielerisch geprägtes Programm, das die temperamentvolle Loes Snijders gekonnt und selbstbewußt vortrug.

So schaffte sie es, dem Publikum durch kleine Erzählungen und Showeinlagen die französischen Texte schmackhaft und verständlich zu machen. Ein wenig im Hintergrund, aber durchaus gekonnt agierte Jürgen Mayer, der die Stücke größtenteils auch arrangiert hat. Sowohl am Klavier, als auch an der Gitarre bewies er viel Einfühlungsvermögen und stilistische Treffsicherheit.

Mit einem Trinklied als Zugabe verabschiedete sich das Duo an diesem Abend, der vielleicht bei den Zuschauern einen etwas nachdenklich stimmenden Beigeschmack hinterließ.

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