Augsburger Allgemeine - 06.10.2003
(Lilo Murr)
Theater-Pioniere spielen im Abseits

"Der Platz ist für uns nicht gut", sagt Fabian Schwarz von Comoedia Mundi. Umschlossen von Wohnhäusern und der großen Baustelle auf dem Platz vor dem Prinz-Karl-Palais sind das blaurote Zelt, das Café Senza Licenza und die Wohnwagen fast unsichtbar. Dabei war es diese Gruppe, die vor 20 Jahren den Augsburgern zum allerersten Mal Theater im Zelt zeigte. Immerhin ein Jahr, bevor das Festival "La Piazza" aus der Taufe gehoben wurde.

Noch an fünf Abenden betört "Die Kluge" (Loes Snijders) den König, in der Inszenierung von Comoedia Mundi ein aalglatten Werbetexter (Moise Schmidt). Ob die Wahl des Platzes vor dem Prinz-Karl-Palais allerdings klug war, bezweifeln die Theaterleute inzwischen. "Uns fehlt das Laufpublikum", erzählt Fabian Schwarz, der sich vor 20 Jahren mit dem Tourneetheater im Zelt einen Traum erfüllt hat.

Das "wunderbare Gesamtkunstwerk aus Musik und Text", wie in Kritiken über das Ensemble immer wieder zu lesen ist, findet zu wenig zahlendes Publikum. Pro Vorstellung braucht die Gruppe mindestens 60 Zuschauer, um finanziell einigermaßen über die Runden zu kommen. "Unser Werbeetat ist sehr beschränkt, wir müssen uns jedes Plakat und jeden Flyer gut überlegen", erklärt Loes Snijders die prekäre Situation.

Trotzdem wollte Comoedia Mundi zum 20-jährigen Bestehen unbedingt auch in der Fuggerstadt spielen. Der Grund: "Augsburg war die zweite Station, in der wir 1983 unser Zelt aufgebaut haben." Theatergründer Fabian Schwarz hat seitdem zu diesem Ort eine ganz spezielle Bindung. So freut er sich über die Akzeptanz der Anwohner des neuen Viertels und über die Hilfe einiger Augsburger Freunde. Der Standort aber entpuppt sich als Problem: zu unbekannt und nur schwer zu finden. Ganz anders als der Elias-Holl-Platz, wo bisher (zuletzt 1996) die Bühne der fränkischen Theaterleute stand und derart viel Publikum anzog, dass die Gastspiele oft verlängert wurden.

Deshalb nahm Fabian Schwarz bereits im Frühjahr mit der Stadt Kontakt auf und schickte an Kulturreferentin Eva Leipprand ein ausführliches Exposé. Die Antwort kam postwendend. Aus Rücksicht auf die Anwohner des Hollplatzes sei die Zahl der Nutzungstage auf 18 pro Jahr beschränkt. Neun davon benötige das Festival "La Piazza". Da Comoedia Mundi bereits fünf Tage für den Aufbau braucht, habe man sich, so Schwarz, um eine andere Spielstätte bemüht. Die Theaterleute können aber nicht glauben, dass die Anwohner des Innenstadtplatzes sich durch sie gestört fühlen könnten, denn: "Bei uns ist das Lauteste der Beifall, wir haben keinerlei elektronische Verstärkung."



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