BR Online - 26.11.2004
(Wir in Bayern, Bayerischer Rundfunk)
Arm und dennoch reich
Vom "Fahrenden Volk" haben sich die Menschen immer angezogen gefühlt: Wenn früher Komödianten in die Stadt kamen, erregten sie Aufsehen. Allerdings schloss  man dann auch die Türen besonders sorgsam ab. Nur wenige Wandertheater existieren h

Ein altes Schloss im mittelfränkischen Trautskirchen ist das Winterlager von Fabian Schwarz, seiner Familie und des Wandertheaters Comoedia Mundi. Von Oktober bis April dauert die Winterpause. Da wird geprobt, die Tour für das nächste Jahr vorbereitet und entschieden, ob das Theater weitermachen kann oder aufgeben muss. Denn was sie verdienen, reicht kaum zum Überleben.

Auf der Wanderschaft
Gemeinsam mit seiner Frau Loes Snijders, einer Holländerin, führt Fabian seit über 20 Jahren das Wandertheater. Früher stand er selber auf der Bühne. Heute hauptsächlich seine Frau. Im Zirkuswagen reisen auch die Zwillinge Sarah und Camille mit. Sie wurden auf der Tournee geboren und sind heute neun Jahre alt.

Aufbrechen und weiterziehen
Wenn die alten Waggons nach der Winterpause wieder fahrtüchtig gemacht sind, geht das gesamte Ensemble auf Tour: Moise Schmidt, ein weiterer Schauspieler, die Musiker Alfons Wild und Istvan Galus und die Theatertechnikerin Julia Göllner. Die Zirkuswagen werden bis oben voll gepackt: Nicht nur der gesamte Hausstand und das komplette Büro werden mitgenommen. Auch das Theaterzelt, die Bühne, das Cafehaus und die gesamte Technik - insgesamt rund 50 Tonnen Material.

Zukunftsaussichten ungewiss
Wie lange Fabian Schwarz und Loes Snijders noch weitermachen können, wissen sie nicht:
"Früher in Amsterdam, in der Theaterschule, hab ich mir eigentlich was anderes vorgestellt. Und dass ich mit einem Zelttheater auf Tournee gehe und in einem Wohnwagen wohne,  da wäre ich nie drauf gekommen," sagt Loes und ihr Mann fügt hinzu: "Ich bin einfach gern unterwegs. Ich bin noch nicht alt genug, um den Platz gefunden zu haben, an dem ich endgültig bleiben möchte."

Abenteuer Armut
Das, was das Theater von April bis Oktober einnimmt, reicht nur knapp. Ohne Fördergelder ginge überhaupt nichts: "Wenn ich den Kontostand abfrage, dann bin ich sicher arm," so Fabian Schwarz.
Und seine Frau definiert Reichtum so: "Wir sind  reich an Erfahrungen, Freiheit und an Lebensart."
Quelle: Wir in Bayern

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