Wenn man Fabian Schwarz so erzählen hört, an einem Tisch in seinem Café sitzend, mit Blick auf die Frankfurter Skyline, möchte man nicht meinen, dass er Unternehmer in der Branche der sogenannten brotlosen Kunst ist. Regisseure, Schauspieler, Techniker – alle wissen, wie es ist, sich für einen Beruf am Theater zu entscheiden. Viel Arbeit, oft nachts und am Wochenende, wenig Zeit für die Familie; der Ertrag bescheiden.
Fabian Schwarz und seine vier Kollegen, mit denen er die „Comoedia Mundi“ gegründet hat, haben vor mehr als 30 Jahren sozusagen den Vogel abgeschossen. Ihre Idee: Mit einem Theaterzelt auf Tour zu gehen und Theaterstücke in verschiedenen Städten zu spielen. Es war das, was man heutzutage vielleicht ein junges Start-Up nennen würde, nur noch etwas verrückter.
Die ersten Investitionen stammten aus einem Erbe. Das erste Zelt haben Schwarz und seine Mitstreiter noch selbst genäht, ein 70 Quadratmeter umfassendes Zelt mit einer Tribüne, auf der 60 Menschen Platz fanden, und drei Wagen, in denen Technik, Requisiten und die Darsteller selbst untergebracht waren. „Wir waren froh, wenn wir 500 Mark hatten, um unser Leben zu bestreiten“, erinnert sich Schwarz.
Heute, fast 35 Jahre später, hat sich einiges geändert. Die Auflagen für ein Tourneetheater dieses Umfangs sind härter geworden, die Lizenzen teurer, der Verwaltungsaufwand insgesamt für eine Person kaum mehr zu stemmen. Die Aufteilung ist inzwischen klar: Schwarz, das letzte verbliebene Gründungsmitglied, kümmert sich um den administrativen Part; seine Frau Loes Snijders ist für den künstlerischen Teil zuständig.
Was aber geblieben ist, ist der Anspruch, auf intimen Plätzen mit besonderer Qualität Theater zu machen. Was leider auch geblieben ist, ist das Nullsummenspiel. „Wir müssen kostendeckend arbeiten“, erklärt Schwarz, der seufzend erzählt, dass es immer schwerer werde, an Zuschüsse und Fördergelder zu kommen. Und das ärgert ihn manchmal. „Wenn der Respekt für die Arbeit fehlt, kommt man ins Grübeln – sei es seitens der Presse, der Zuschauer oder auch der Ämter.“ Die harte Arbeit, das ständige Auf- und Abbauen der Technik seien es nicht, die dem 58-Jährigen zu schaffen machen – „solange ich ein Apfelweinfass noch auf das andere stellen kann . . .“, sagt Schwarz grinsend. Im Caféwagen „Senza Licenza“ können die Zuschauer oder auch andere Main-Passanten vor und nach der Vorstellung noch gemütlich beisammen sitzen – auch alles Teil der großen „Comoedia Mundi“, die noch bis zum 9. August am Mainufer gastiert.
Zu wenig Zuschüsse, anstrengende Bürokraten-Reiter – was treibt Schwarz und seine Familie an? „Ich habe hier über die Hälfte meines Lebens investiert“, erzählt er nach kurzem Grübeln, „und hier waren immer wieder Leute beteiligt, die streckenweise viel Energie investiert haben, auch viele junge Menschen.“
Und die Leidenschaft von Schwarz wird lebendig, als er unter dem Zelt hindurch schlüpft, das Licht in der Arena anknipst, von der Holztribüne erzählt, die er damals in seiner Werkstatt in Niederbayern selbst geschreinert hat. Es wirkt einen kleinen Moment lang wie eine unwirkliche, surreale Welt, die parallel neben der unseren verläuft; eine Welt, in der jemand noch brennen kann für eine Sache, und sie unaufhörlich durchzieht. Und all die Zweifel, die eben noch am Tisch der Cafeteria thematisiert wurden, sind draußen geblieben. Sie haben auf der Weltenbühne nichts verloren.