Landshuter Zeitung - 17.06.2006
(Christian Muggenthaler)
"Hier kann ich alles machen"
Die Redaktion zu Gast - heute: Loes Snijders<br />Die künstlerische Leiterin der COMOEDIA MUNDI verbindet Leidenschaft und Geduld

Da sitzt sie, beschienen von der Sonne inmitten der Wagenburg ihres Tourneetheaters Comoedia Mundi, angetan mit einer Sonnenbrille und einem Wiesenkleid, und schaut um sich. „Hier", sagt sie mit ihrem leichten, überaus charmanten holländischen Akzent, „kann ich eigentlich alles machen." Und damit meint sie weniger dieses recht idyllische Landshuter Fleckchen Welt an der Isar, auf dem sich die Theatergruppe derzeit mit ihrem Zelt und ihren Wohnwagen bis zum 25. Juni niedergelassen hat. Damit meint sie mehr das sehr freie Konstrukt Comoedia Mundi überhaupt, wo vieles möglich ist, wo man etwa Musik und Theater miteinander in Verbindung bringen kann, wo man offen ist.
Womit Loes Snijders etwas gefunden hat, was ihr schon als Teenager immer vorgeschwebt ist: nicht in Kästchen und Branchen und Schubladen denken, stattdessen Verbindungen schaffen. Und weil sie ganz offen zugibt, alles mögliche, aber bestimmt keine Diplomatin zu sein, ist sie mit dieser ihrer offenen Sicht der Kunstgattungen und Genres im Holland der 80er Jahre reichlich angeeckt in den Theaterschulen. „Ich habe mich da viel rumgestritten", sagt sie heute, „aber wohl auch vieles bewirkt." Loes Snijders ist ganz offensichtlich ein großer Dickkopf.
Ein Dickkopf muss sein, wer gute Ideen nicht einfach der Bequemlichkeit opfern will. Dickköpfigkeit, Abenteuerlust und der Wille zur Arbeit bestimmten das Leben der Frau, die Autorin ist und Regisseurin, Schauspielerin und Tänzerin, Sängerin und künstlerische Leiterin der Comoedia Mundi. Bevor sie zum Zelttheater kam, vor 15 Jahren, stand sie in ihrer holländischen Heimat am Beginn einer Theaterkarrie-re, hat aber festgestellt, dass - eben ! - „ich hier eigentlich alles machen kann". Und obwohl sie eigentlich „nur so ein Jahrchen" mit der Theatergruppe reisen wollte, war das ihre Zukunft. Mut gehabt, Glück gehabt;
Der Grund, weshalb sie über das „Jahrchen" hinaus blieb, trägt eine dunkle Sonnenbrille und marschiert gerade in Richtung Innenstadt davon. Der Grund heißt Fabian Schwarz, ist Bestandteil der Theatergruppe und Snijders Mann, mit dem sie zwei Kinder hat. Es ist die Liebe, die wie in den meisten anderen Biografien auch eine entscheidende Weggabelung darstellt - und so stürzte sich die Künstlerin in eine Art organisatorischen Alptraum, wagte viel, gab alle holländischen
Bezüge auf. Aber, sagt sie, wer offen ist, entdeckt überall neue Öffnungen für den Lebensweg. Wahrscheinlich war die Zeit halt einfach reif.
So wie Loes Snijder überhaupt gern Geduld genug an den Tag legt, bis die Dinge, die sie tun will, die nötige Reife erhalten, um getan zu werden. So fand sie die Theatergruppe, die ziemlich dem entsprach, was ihre Vorstellungen von Theater waren, so lässt sie ihre Bühnenstoffe reifen, bis sich - per Zufall oft - das Gefäß ergibt, in das sie formgenau passen. Viel Mut und viel Arbeit stehen hinter dieser Geduld, und, I ohne das geht es nicht, viel Enthusiasmus, Genuss, Leidenschaft: „Man muss das alles wirklich wollen", sagt sie. Und: „Ich wundere mich selbst, wie wir das alles immer so hinkriegen, aber wir kriegen es hin."
Damit meint sie beispielsweise, wie problemlos sich die beiden Kinder bisher in ihr Leben integrieren ließen. Wie verhältnismäßig unproblematisch das Leben im Wohnwagen ist („mein Haus, mein Bett"), wenn die wichtigsten Bücher mit dabei sind und die Lieblingsteekanne und -tasse für den unverzichtbaren Morgentrunk. Und wie wichtig Lola ist, der Hund, der gerade vorbeikommt, um nach dem Rechten zu sehen. Lola hütet die ganze Theatergruppe, die bei der heurigen Tourneefahrt recht klein ist, deren Stammsitz ein Schloss bei Nürnberg ist.
Was noch fehlt, sind viele Landshuter, die sich „Dulcinea", die Don Quijote-Version noch ansehen. Damit es sich für die Truppe lohnt, nach Landshut gezogen zu sein. Sehenswert ist ihr Stück allemal - auch als Alternative für Fußballunlustige. Und eines ist mal klar: In Landshut spielt Holland bis 25. Juni jeden Abend.    Christian Muggenthaler

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