Frankfurter Rundschau - 27.05.1998
(Jasmin Haery)
Der Koch sitzt am Klavier
Comoedia Mundi am Mainufer mit "Chansons à la carte"

Möchten Sie einen Aperitiv, ein Amuse Gueule oder gleich einen Salat? Französisches oder Russisches Dressing? Essen Sie gerne Spanisch oder sind Sie Vegetarier? Kein Problem für Loes Snijders und Jürgen Mayer. Auf ihrer Speisekarte finden sich für jeden Geschmack die richtigen Spezialitäten. Die zwei Musiker gehören zum Team der Comoedia Mundi, die mit ihrem Café Senza Licenza bis zum 28. Juni am Mainufer gastieren. Mit ihrem Programm "Chansons à la carte" servieren sie ein Hörmenu der besonderen Art.
Französische Tränensuppe, russischer Borschtsch oder brasilianische Kastanienpastete - hinter jedem Gericht verbergen sich hier Chansons. Die Spannbreite reicht von Liedern Jaques Brels und Edith Piafs über Stücke von Boris Vian bis hin zu wenig bekannten musikalischen Bonbons, mal feurig-scharf, mal mild und zart. Loes Snijders nimmt die Bestellungen persönlich auf. Sie scherzt mit den Gästen, gibt Menutips und entschuldigt sich, wenn ein Gericht "leider schon aus ist". Schließlich bespricht sie sich mit Jürgen Mayer, dem Koch am Klavier und: Voilà, es wird serviert.
Mit viel Charme und Humor führt Snijders durch den Abend. Nach einer klassischen Gesangs- und Schauspielausbildung entschied sich die Niederländerin für das Chanson. "Mir war die Verbindung von Gesang und Schauspiel wichtig." Die ist ihr auch gelungen. Sie tanzt oder stolpert, jauchzt oder lallt und schafft es etwa problemlos, in die Rolle eines einsamen Mannes zu schlüpfen, der sich an seine erste Liebe erinnert. Ihre hervorragende Stimme schafft ohne Probleme mehrere Oktaven.
Der ruhende Pol des Duos ist zweifellos Jürgen Mayer. Ob am Klavier oder mit der Gitarre, es wird immer wieder spürbar, daß die beiden nicht erst seit gestern miteinander arbeiten. Neben "Chansons à la carte" treten sie mit dem Programm "Boris Vian - Chansons (im)possible" auf, bei dem sie Lieder und Anekdoten dieser Galionsfigur des wilden Lebens im Paris der 50er Jahre zum Besten geben. Ob Gepfeffertes von Boris Vian oder ein Chanson-Menu: Loes Snijders verspricht: "Wer noch Hunger hat, kann nachbestellen." Versuchen Sie doch mal die deutsch-spanische Schlachtplatte!
Weitere Vorstellungen von Chansons à la carte gibt es am 23., 28. und 30. Mai, 6., 11., 13., 18., 20., 25. und 27. Juni; Boris Vians Chansons (im)possible werden am 29. Mai, 5., 12., 19. und 26. Juni gesungen. Alle Vorstellungen beginnen um 21 Uhr. Kartenvorverkauf im Café Senza Licenza, Schaumainkai / Höhe Architekturmuseum.

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