TRAUTSKIRCHEN - Wer einen Zauberesel hat, das wissen alle Märchenleser, hat ausgesorgt. Man muss nur "Bricklebrit" sagen, schon kullern Dukaten aus dem Allerwertesten des guten Tieres. Tolle Sache. Der Zauberesel, den der Hase Nulli und sein Freund, der Frosch Priesemut, aus dem Weiher gezogen haben, kann so etwas Nützliches leider nicht. Er ist ja auch kein richtiger Esel, sondern nur ein Drahtesel. Er kann dafür etwas anderes, etwas Schönes nämlich. Er macht Musik. Wenn das nichts ist.
So wie das Zelttheater "Comoedia Mundi" die Geschichte vom "Kunterbunten Zauberesel" spielt, steht sie nicht genau im Buche. Das mag Kinder, die ziemlich konservative Zuschauer sind, ein bisschen stören. Aber keine Sorge. Die Comoedia-Fassung setzt solchen Vorbildzwängen ihre ganz eigene Theater-Phantasie entgegen.
Wie das Abendstück "Die 270. Nacht", das im vergangenen Jahr Premiere hatte, vertraut auch das erste Kinderstück des Zelttheaters auf die Vorstellungskraft seines Publikums und braucht sonst nicht viel. Ein paar Scheinwerfer und Kulissenteile, ein kunterbuntes Musikfahrrad und ein farbenfrohes Rollbild für poetisch-plakative Hintergründe. Das war's schon. Die Comoedia-Leute um die Regisseurin Ulrike Möckel können sich solche Einfachheit guten Gewissens leisten.
Mittendrin in der Trautskirchener Schlosshalle haben sie ja ein theatrales Kraftzentrum: Loes Snijders. Die erzählt und spielt, singt und musiziert, dass es eine wahre Freude ist. Und was dabei nicht zu sehen ist, ist zu hören. Zum Beispiel, wie Nulli und Priesemut beim Spielen umhertoben. Snijders macht daraus eine Percussions-Nummer, die immer lauter und schneller wird. Schon weiß jeder, hat jeder erlebt, dass Nulli und Priesemut zwei wilde Kerlchen sind. Von solchen schlichten, aber verblüffend starken Abstraktionen lebt die ganze Inszenierung. Und natürlich von Loes Snijders Kraftstimme und von ihrer schauspielerischen Verwandlungskunst (in Windeseile vom Frosch zum Hasen zum Bären und umgekehrt). Applaus!