Frankfurter Rundschau - 23.07.2001
(Juliane Spatz)
Rhythmisches Heidelbeerkuchenessen
Comoedia Mundi zeigt "Der kunterbunte Zauberesel", furios gespielt von Loes Snijders

Das ist ein Klopfen, Klatschen, Trommeln, erst zaghaft, dann immer schneller, immer wilder, immer doller - "Komm, wir wollen toben, komm, die Sonne ist heiß" - der Sprechgesang fällt in den Rhythmus von Händen und Körper mit ein, und schon sehen wir sie durchs Feld tollen, den Hasen Nullie und den Frosch Priesemut, immer übermütiger werden sie, geraten immer mehr außer Puste, bis sie sich hinfallen lassen und alle Viere von sich strecken. Puh! 

Es sind jene Mini-Performances von Loes Snijders, von denen das Einfrau-Kindertheaterstück Der kunterbunte Zauberesel (nach einem Bilderbuch von Matthias Sodtke aus dem Lappan-Verlag) der Comoedia Mundi lebt. Mit scheinbarer Einfachheit und Anlehnung ans Kinderspiel verknüpft Snijders Bewegung, Sprache und Percussion zu kleinen rhythmischen Feuerwerken, mit denen sie schon die allerjüngsten Theaterbesucher (ab etwa drei Jahren) in ihren Bann zu ziehen weiß. Und wenn Oma Bär als Brumm-, Wasch-, Kuschel- und sogar Erd-Bär über die Bühne jazzt, dann ist das kleine Theaterzelt am Schaumainkai ganz von Snijders Stimme erfüllt. 

Im Handumdrehen schlüpft die Niederländerin, die sich selbst als "Vollblutkomödiantin" bezeichnet, in die verschiedenen Rollen, dehnt sich vom hibbeligen Hasen aus zum dicken, etwas tollpatschigen Frosch oder verwandelt sich in die gemütliche Oma Bär. Und erzählt: die Geschichte einer dicken Freundschaft und eines phantastischen Fundes, nämlich des Zauber-esels, der ein Drahtesel, also ein Fahrrad ist und leider für Unmut sorgt. Warum? Weil es Frosch Priesemut im Gegensatz zum Hasen Nullie einfach nicht gelingen will, darauf zu fahren. Beleidigt wendet sich Priesemut sowohl vom Zauberesel als auch von seinem Freund ab, schmollt, bockt und will sich nicht einmal trösten lassen. Das Leben ist einfach ungerecht!

Loes Snijders bringt dieses Gefühl, das gerade auch kleine Kinder kennen, wenn ihnen etwas nicht gleich gelingen will, körpersprachlich sehr präzise und gut nachfühlbar zum Ausdruck. Am Ende des Stückes, es ist übrigens die erste Eigenproduktion für Kinder der Comoedia Mundi, steht die Botschaft, dass jeder mit seinem eigenen Tempo die Welt für sich erobern muss - und Freundschaften nicht daran zerbrechen sollten, dass man es dem andern nicht gleichtun kann. 

Und so versammeln sich Hase und Frosch zum Schluss an Oma Bärs Tisch zum Heidelbeerkuchenessen, und Snijders macht daraus noch einmal ein rhythmisches Finale der ganz eigenen Art. Bei so viel körperlicher, stimmlicher und rhythmischer Präsenz bräuchte es eigentlich keine hölzernen Blumenkulissen auf der Bühne. Das Rollbild, das den immer passenden Hintergrund liefert, ist genug Zugeständnis an die Jüngsten unter den Theaterbesuchern. 

Weitere Vorstellungen vom "Zauberesel" für Kinder ab drei im Theaterzelt der Comoedia Mundi am Mainufer/Höhe Filmmuseum am 4. und 5. August um jeweils 15 Uhr.

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