Theratertechniker - Theatertechnikerin gesucht
Nachricht vom 07.03.2023
Aachen. Theater einmal anders. Das bayerische Ensemble "Comoedia Mundi" hat sein Zelt im Westpark aufgeschlagen. Unter der Kuppel zu sehen gibt es auch Märchen: Es waren einmal zwei ungleiche Brüder, der Waldarbeiter Ali Baba und der reiche Kaufmann Kasim. So weit, so bekannt. Jedoch: Es waren auch einmal zwei ungleiche Erzählformen, das Theater und das Kino. Das fahrende Schauspielervolk erinnert sich, erinnert sein Publikum. An eine Zeit, zu der die weltbewegenden Bretter noch nicht maschinell ins Wanken gerieten. An eine Zeit, zu der die Bilder im Kopf mehr sagten als tausend schick designte Bühnenbilder. Schauspielkunst statt "special effects", Zirkuszelt statt Stadt- und Staatstheater. Manege frei - oder- Sesam, öffne dich...
1000 Nächte, gar eine mehr, verleihen der Fantasie seit jeher Flügel.
Das Publikum landet in der "270. Nacht". Musik ertönt, perkussiv, assoziativ. Leitmotivisch gesellen sich E-Piano, Melodika, Gitarre oder Posaune hinzu. Alfons Wild und Uli Winter schaffen klanglich Atmosphären, die Kulissen und Requisiten selten so zu setzen vermögen. So geht dann auch der Liebhaber von Materialschlachten leer aus und besser ins Kino. Wer aber die blanke Holzbank dem flauschigen Multiplex-Sessel vorzieht, wird belohnt.
Mit bemerkenswerter Leichtigkeit spielen sich hier zwei Akteure die Schauspielerseele aus dem Leib, schlüpfen blitzschnell in diese oder jene Rolle, füllen die uralte Geschichte mit purem Bühnenleben.
Erzählend wird der Gang der Handlung immer wieder kurz skizziert, dann bebildern abwechselnd grobe Pantomime, kurze Dialoge, aberwitzige Spiel- und Tanzszenen sowie verjazzte bis gerappte Lieder die Geschichte. Regisseurin Ulrike Möckel erlaubt den beiden Schauspielern, zwei Stunden zu zeigen, was sie draufhaben. Und da zeigt sich nicht nur eine ganze Menge, sondern bisweilen auch eine recht unterschiedliche Spielauffassung: Loes Snijders trägt oft dick auf, sie kommentiert ihre Figuren, karikiert, spielt Komik, Kalauer und mitunter auch ihren niederländischen Akzent offensiv aus. Moise Schmidt agiert subtiler, sein Humor ist trocken mit einem Hauch von Melancholie.
Dass der Abend trotz des Feuerwerks darstellerischer Mittel nicht zur puren Leistungsschau zweier Schauspieler gerät, ist das eigentliche Verdienst der Inszenierung. Das Märchen bleibt im Mittelpunkt - und am Ende siegt: die Fantasie.
Die rund 80 Besucher der Aachener Premiere dankten es mit frenetischem Beifall.