Es waren mal zwei Brüder, der eine ein kugelrunder Kapitalist, der andere ein armer Schlucker. Jedoch fand der arme Schlucker einen beträchtlichen Schatz in einer verzauberten Räuberhöhle. Als der Kapitalist auch was davon abhaben wollte, vergaß er im Inneren der Höhle das Zauberwort, mit dem die Tür auf und zu ging. "Sumsum, öffne Dich", rief er und: "Dinkel, öffne Dich." Aber das funktionierte nicht. Da fanden ihn die Höhlenbesitzer und brachten ihn um. Sodann setzten sie, genau 40 an der Zahl, dem Schlucker nach, der aber nicht auf den Kopf gefallen war und noch dazu eine immens intelligente Sklavin an seiner Seite hatte. Die Sklavin brachte schlankweg alle Bösewichte um, und zwar listig und knallhart.
Die Geschichte, die Scheherazade in der 270. Nacht erzählte, ist besonders berühmt. In der Version der Comoedia Mundi ist sie außerdem noch besonders lustig und auch krude, was in diesem Fall das gleiche ist. Dabei müssen die Schauspielerin Loes Snijders und der Schauspieler Moise Schmidt alle Rollen übernehmen. Dabei gibt es weder Pomp noch Gold noch 40 Räuber noch 1 Maulesel noch sonstwas. Im Zelt am Mainufer muss man sich zu Beginn des vielreichen Tangente-Festivals halt mal was vorstellen.
Dabei helfen modifizierbare Kostüme, eine Glückspolka und ein Handy-Rap, ein rasantes Räuber-Motiv der beiden Begleitmusiker Manu Büttner und Jürgen Mayer, die zweifelhaften Posaunenkünste von Loes Snijders und weitere Tröten in verschiedenen Ausführungen. Die Schauspieler können schön grimmig gucken, aber auch allerliebst, durchtrieben, tapfer, giftig und mutig. Beweglich sind sie sowieso. Weil sie die Erzähler ihrer eigenen Geschichte sind, fällt dem Publikum der Überblick nicht schwer. Dass "Ali Baba und die 40 Räuber" ein Kindermärchen sei, wird allerdings endgültig widerlegt.
Das Krasse liegt in der Handlung selbst, auch wenn die Truppe das skrupellos genießt. Die intelligente Sklavin Madschana und ein pfiffiger Schneider beweisen beim Zusammennähen einer Leiche, dass sie Nerven wie Stahl haben. Ali B. ist ebenfalls ein heller Junge und dem Räuberhauptmann selbst bei einer Schaukelpartie noch überlegen. Es ist jedoch so, dass man am Ende eindeutig auf der Seite von Loes Snijders als Chefräuber steht und nicht auf der Seite von Loes Snijders als intelligente Sklavin. Auf das Wohl der wackeren 40, die doch auch nichts tun als ihren Job, kann man aber hinterher vorm Zelt noch zwei oder sieben Biere trinken.