Nürnberger Nachrichten - 14.5.2007
(she)
Ein hinreißendes Vollweib mit Zottelhaar
"Comoedia Mundi" - Ensemble präsentiert das Stück "Dulcinea" auf der Wöhrder Wiese - Mit seinem Zwei-Personen-Stück "Dulcinea" gastiert Bayerns einziges Zelttheater derzeit in Nürnberg auf der Wöhrder Wiese.

Oh wie süß ist Dulcinea - meint zumindest Don Quijote, der Ritter von der traurigen Gestalt und Hauptfigur von Cervantes' Roman, der Anfang des 17. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Quijote kennt das liebliche Fräulein eigentlich nicht, macht sie in seinen wirren Träumen aber zur schönsten Prinzessin der Welt.
Das Publikum im heimeligen Zelttheater „Comoedia Mundi" sieht die Schöne allerdings leibhaftig vor sich. Und zwar in Gestalt der Schauspielerin Loes Snijders, die mit zotteligen Haaren und ebenso zotteligem schwarzen Rock auf der Bühne steht und die Kellnerin in einer kleinen Schenke mimt. Sie ist, wie sich herausstellt, die Bäuerin Aldonza und gleichzeitig die Angebetete des Ritters Don Quijote, der Windmühlen für Riesen hält, die er bekämpfen muss.
Und Aldonza kennt die Abenteuer ihres heldenhaften Ritters: Bereitwillig erzählt sie ihrem einzigen Gast  von den Glanztaten Don Quijotes und Sancho Panchas, immer darum bemüht, den etwas aufdringlichen Kunden auf Distanz zu halten.
Es ist hinreißend, der Holländerin Loes Snijders dabei zuzusehen, wie sie die Bühne erobert, barfuß darüber tobt, auf dem Tresen ein Puppentheater aufführt, wie sie gurrt und kichert und jault und flüstert. Mit ihrer Präsenz dominiert sie das Geschehen und stiehlt ihrem Kollegen  etwas die Show. ....Für die Wiederaufnahme in Nürnberg wurde das Stück mit Hilfe von Regisseurin Ulrike Möckel noch einmal überarbeitet und mit neuer Musik versehen. Ein Glück, dass man dafür den Nürnberger Gitarren-Maestro Stefan Grasse verpflichten konnte, der als fingerfertiger, aber trotteliger Musikus noch einiges an Schmunzeleffekten beisteuert.
Was ist Traum und was ist Wirklichkeit? Wer ist verrückt, wer ist normal? Bei Cervantes werden diese Fragen ebenso aufgeworfen wie in “Dulcinea”, von der das Publikum am Ende auch nicht weiß, ob sie phantasiert oder die Wahrheit spricht. Eines aber ist klar: Verrückt ist, wer sich bei “Comoedia Mundi” nicht gut unterhalten fühlt!



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