Ein längsgefaltetes Tuch mit verknotetem Ende und ein umgestülpter Kelch mit einem knallroten Apfel drauf. Mehr braucht es nicht, Don Quichotte und Sancho Pansa Gestalt zu geben. Das Puppenspiel aus Tuch, Krug und Apfel erzählt die nächtliche Heimsuchung des Ritters durch ein vermeintliches Burgfräulein nebst der heftigen Tracht Prügel, die er dafür bezieht – und ist eine der anmutigsten Episoden des Stückes „Dulcinea“, das im Theaterzelt des Ensembles Comoedia Mundi am Museumsufer zu sehen ist.
Der Schweizer Cervantes-Experte Ferruccio Cainero hat „Dulcinea“ geschrieben und 2006 sogar selbst inszeniert. Vordergründig handelt es von einem Galan (Fabian Schwarz), der als einziger Gast einer ländlichen Bodega auf eine schnelle Nummer mit der rassigen Wirtin (Loes Snijders) spekuliert. Und der sich dafür geduldig und zunehmend fasziniert die Taten eines heldenhaften Ritters anhört, dessen Welt zu seinem Erstaunen um so realer wird, je mehr sich die Wirtin selbst als ein Teil davon zu erkennen gibt. Als jene Aldonza nämlich, die für Don Quichotte die angebetete Dulcinea von Toboso war...
Snijders spielt und tanzt diese Rolle hingebungsvoll, sie träumt, kauzt und reizt mit einer Leidenschaft, der sich ihr zunächst so forscher Gast am Ende durch Flucht entzieht. Zuviel der Illusion? Nicht für das Publikum. Dieses hält Snijders holländischen Akzent längst für ein spanisches Idiom und die tuckernden Mainschiffe für den gewöhnlichen Viehtrieb in der La Mancha.
Es will Windmühlen lieber für Riesen halten als zurück ins falsche Leben.