FRÄNKISCHE LANDSZEITUNG - 24.04. 2023
(Yvonne Neckermann)
Charismatisches Duo zieht in den Bann
Comoedia Mundi feiert in Trautskirchen das 40-jährige Bestehen

Nicht nur eine Premiere, sondern gleich eine Uraufführung brachten die Macher der Comoedia Mundi anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Ensembles am Samstag im Trautskirchener Schlossgarten vor heimischem Publikum auf die Bretter, die die Welt bedeuten.
 

„Kleiner Mann – was nun?“ lautete die Frage des Abends, der auf unterhaltsam und durchwegs sehenswert nachgegangen wurde.

Mit ihrer dramatischen Umsetzung des Stoffs, frei nach dem Roman von Hans Fallada, gelang es Fabian Schwarz (Bearbeitung) und Loes Snijders (Regie und Inszenierung), die 90 Jahre alte Vorlage topaktuell zu machen.
 

Mit den Problemen der Protagonisten – Buchhalter Johannes Pinneberg (Schwarz) und seiner Liebsten, der Verkäuferin Emma „Lämmchen“ Mörschel (Snijders) – kann man sich zu allen Zeiten identifizieren, auch wenn die Geschichte Anfang der 1930er Jahre spielt.

Anhand ihres Schicksals wird kein geringeres Thema bearbeitet als jenes, ob und wie Ehe und Liebe eigentlich Hand in Hand gehen können. Schließlich trüben knallharte wirtschaftliche Probleme die Freude. Geklärt werden muss, wie man das Leben als Paar finanziert, und wo sich bezahlbarer Wohnraum findet.

Die Zuschauer im voll besetzten Theaterzelt erwartete dabei über zwei Stunden Kurzweil mit zwei bestens aufgelegten Mimen und einer gut geschüttelten Mischung aus Kammerspiel und Chansons.
Das charismatische, gut eingespielte Duo Schwarz und Snijders, das allein alle Rollen verkörpert, zieht schnell in seinen Bann. Auf Tricks wie Kostüm- oder Hutwechsel müssten sie gar nicht zurückgreifen, um anzuzeigen, dass Schwarz zwischendurch nicht mehr Pinneberg und Snijders nicht mehr das Lämmchen verkörpert, sondern jemand anderen. Ihre ausdrucksvolle Körpersprache, Mimik und Stimme reichen dafür völlig aus.

Ein spärliches Bühnenbild lässt die Lebenswirklichkeit der Weimarer Republik auferstehen. Wie der Erzähler wissen lässt, zeichnet sich die Epoche durch scharfe Gegensätze aus: In der Hauptstadt gibt man sich dem kollektiven Rausch bei Kokain und Absinth hin, 300 Bordelle verführen zur Abkehr von der Tugend. Andererseits rumort es, die Wirtschaft kriselt, das Heer von Arbeitslosen wächst, die Nazis werden immer mächtiger.
 

Die Pinnebergs leben zum einen in einer kleinen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern, zum anderen gehören sie eher nicht zu jenen, die viel zu feiern haben. Kaum hat man sich kennengelernt, schon kündigt sich Nachwuchs an. Es wird geheiratet. Damals wie heute ist dies nicht nur ein romantischer, sondern auch ein wirtschaftlicher Zusammenschluss.

Bald schon muss gerechnet werden, ob vom Gehalt – Pinneberg ist immerhin Angestellter – nach Abzug aller Fixkosten noch etwas für Genussmittel wie Zigaretten und kleine Freuden wie Kinobesuche bleibt.

Das möblierte Wohnen unterm Dach weit draußen vor den Stadttoren ist nicht das Wahre. Nach dem Verlust des Arbeitsplatzes ziehen die beiden nach Berlin. In der Metropole gibt es Arbeit für Pinneberg, aber auch dort wird es ihm schwer gemacht, sie zu behalten.

Trotz erneuter Arbeitslosigkeit endet das Stück für die Eheleute nicht tragisch. Denn die zwei – durch die Ankunft des Nachwuchses nun eine Kleinfamilie – haben es geschafft, an ihrer Liebe festzuhalten.

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