NEUSTADT (bes) -„La femme Vol. 2" hat Loes Snijders den Chanson-Abend betitelt, den sie in Begleitung des Pianisten Christian Jung mit den Worten „Platsch, bin ins Leben getaucht" eröffnete. Doch nach drei gesungenen Takten ging erst einmal nichts mehr:  Der Strom für das elektrische Klavier war weg.
Aber für die Schauspielerin und Sängerin Snijders, so wirkte es auf die Zuschauer, sind Pannen willkommene Möglichkeiten, im Plauderton Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen, es zum Lachen zu bringen und - ist der Strom wieder da - noch konzentrierter, noch ausdrucksstärker das Lied vom Leben mit all seinen Widrigkeiten erst auf Deutsch, dann weiter auf perfektem Französisch den Zuhörern zu Gehör zu bringen.
Jedes Lied aus dem neuen Chansons-Programm, dem dritten, das Snijders zusammen mit Jung erarbeitet hat, inszenierte „die Frau in Schwarz" wie ein kleines Theaterstück: Mal stimmte sie leise Töne an, wenn es ums Liebesleid ging, mal wurde sie laut, wenn sie eine Wirtshausszene besang, in der sie am Schluss die Betrunkene, von allen Männern verschmähte, tragische „Heldin" gab.
Mit ihrer Mimik, Gestik, ihrem Stimmvolumen und den kleinen tragischen und komischen Geschichten vom Alltag faszinierte sie.
Ausgesucht hatte sich das Duo Snijders/Jung Stücke von Leo Ferré, Yves Montand und Claude Nougaro. Nougaros Liebeserklärung an seine Heimatstadt Toulouse brachte „die" Snijders so melancholisch und voller Inbrunst herüber, dass sie im Theaterzelt so manche Gänsehaut erzeugte.
Snijders beherrscht eben ihr Handwerk. In einem Stück von Brecht, in dem hauptsächlich K -Laute vorherrschten, stellte sie wie eine Wortakrobatin auf tiefstem Berlinerisch ihr Sprachgefühl unter Beweis.
Ein Chanson-Abend, der in musikalischer sowie schauspielerischer Sicht vollends überzeugte und der Spaß bereitete, der Akteurin zuzuhören und zuzusehen, darüber waren sich die rund 50 Zuschauer einig.