Das Zelttheater ,,Comoedia Mundi" zeigt am Frankfurter Schaumainkai ,,Tartuffe oder die Betrüger".
Von Pia Kurz
Welch ein Geschrei und Gezeter auf der Bühne! Schauspieler haben es nicht leicht. Obrigkeiten lassen die Aufführung eines Stücks platzen, das man lang geprobt hat. Es gibt die ewig zermürbende Frage, ob, was man spielt, beim Publikum überhaupt ankommt. Und dann die Launen der Darsteller: Sie machen sich das Lehen gegenseitig zur Hölle.
Das war zu Molieres Zeiten im 17. Jahrhundert so, heute ist es nicht besser. Molieres ,,Illustre Theatre" wurde bereits nach zwei Jahren wieder aufgelöst, weil es wenig erfolgreich war. Aufgegeben hat er nie. 13 Jahre tingelte der ,,Maitre der Commedia dell'arte" mit einer Schauspieltruppe durch die Provinzen. Wie
Comoedia Mundi' das junge Theaterensemble, das derzeit im Zelt am Schaumainkal gastiert.
Machte damals die diffizil zu erheischende Gunst des Königs Probleme - für das moderne Theater kommt der Arger per Fax vom Verlag: Eine einstweilige Verfügung untersagt die Aufführung des Stücks. Treffend und dramaturgisch zugespitzt, karikiert die Comoedia Mundi Truppe solch nervtötende Einbrüche in den Alltag. Gereizte Schauspieler schlingen nervös und unkultiviert den Käse am Frühstückstisch herunter und tragen Beziehungsclinch und Rollenstreit vor dem Publikum aus, unbeherrschte Wutausbrüche sind an der Tagesordnung.
Die Comoedia Mundi zielt mit seiner ,,Commedia dell'arte" auf gebildetes Publikum. Freilich, das sinnliche Vergnügen an der Situationskomik ist garantiert. Aber nur dem Kenner eröffnet sich die ganze ketzerische Wucht, die von der pointiert gespielten Persiflage der tragikomischen Moliere Figuren ausgeht.