Es geht um Heuchelei und Betrug, um Betrüger und Betrogene sowie um betrogene Betrüger." Hinter dieser durchaus leicht verwirrenden Ankündigung verbirgt sich das Theaterstück ,,Tartuffe oder die Betrüger" nach Jean Baptiste ,,Moliere", das ab Sonntag vom Zelttheater Comoedia Mundi aufgeführt wird. Seit zwei Tagen laufen die Aufbauarbeiten auf der Ringelstecherwiese: Neun Mitglieder - das gesamte Ensemble des Zelttheaters - errichten das neue Zelt, verlegen Kabel und Schläuche und bereiten das fahrbare Cafe ,,Senza Licenca" auf den Betrieb vor.
Auf der Ringelstecherwiese entsteht derzeit ein richtiges kleines Dorf, das den Zuschauern des Theaters für die Zeit der Aufführung ein Obd ach bietet - und dem Ensemble selbst für zwei Wochen eine Heimat ist Zwischen den schmucken Circuswagen wird eine vollständige Infrastruktur errichtet mit Telephon- und Abwasserleitungen, einem Computer-Netzwerk. Jeder packt mit an bei den Aufbauarbeiten, die voraussichtlich noch bis morgen dauern werden.
Seit 14 Jahren zieht Fabian Schwarz mit einem kleinen Pulk an Schauspielern und einer Wagenkolonne durch den süddeutschen Raum, der erste Auftritt im Jahre 1983 fand in Landshut an dem Ort statt, an dem das heutige Ensemble ab Sonntag ,,Tartuffe" nach Moliere spielt mit ,,einigen Überraschungen", wie Fabian Schwarz ankündigt, weshalb er nicht viel mehr über das Stück verraten will.
Internationales Schauspielerensemble
Einem Faltblatt ist immerhin folgendes zu entnehmen: ,,Es geht um den wohlhabenden Pariser Bürger Orgon, der in die Fänge des Heuchlers und Betrügers Tartuffe geraten ist. Es gelingt Tartuffe, trotz Widerstandes der Familie, sich Hab und Gut des naiven Hausherrn anzueignen. Sexuelle Angriffe auf dessen Gattin folgen, und schließlich klagt er Orgon beim König wegen Landesverrats an."
Mit ,,Tartuffe" war die Schauspielertruppe, deren Mitglieder aus den Niederlanden, Frankreich, der Schweiz und Deutschland stammen, in diesem Jahr bereits in Frankfurt, Aachen, Worms und Nürnberg, wo sie vor zwei Tagen ihre Zelte abgeschlagen hatte. In Landshut werden sie für zwei Wochen spielen, wenn die Zuschauerresonanz es zuläßt, wollen sie noch eine Woche dranhängen, so Fabian Schwarz. In dem neugenähten Zelt finden rund 160 Zuschauer Platz. Als die Comoedia Mundi vor 14 Jahren erstmals aufbrachen' hatte sie gerade einmal Platz für 70. Außerdem sind die Darsteller heute allesamt professionell, vergleicht Schwarz weiter. Er ist der einzige aus der ursprünglichen Besetzung, der heute noch mit der Comoedia herumreist. Die anderen Akteure sind seit drei bis sechs Jahren dabei.
,,Bundesweite Förderung fehlt"
Zusätzlich finden zum Ende der Spielzeit in Landshut zwei Sonderveranstaltungen am 26. und 27. September statt: Am Freitag, 27. September, präsentiert Boris Vian ,,chansons (im) possibles" , am Samstag, 28. September, veranstaltet Stefano Caflisch unter dem Titel ,,Ma Donna Mia" eine Single-Night-Show. Ferner ist an allen Aufführungstagen das Cafe ,,Senza Licenza" ab 15 Uhr geöffnet. Dort kann man sich mit etwas Glück mit den Schauspielern vor und nach den Veranstaltungen zusammen- und auseinandersetzen.
Landshut war vor 14 Jahren die erste Station für die Comoedia Mundi und es wird auch - wenigstens vorläufig - die letzte sein. Die Zeiten für freies Theater sind schwer, die Geldmittel sind knapp, so Schwarz. Man habe sich in der Vergangenheit nie um Lobby-Arbeit gekümmert. Was fehlt, so Schwarz, sei eine bundesweite Förderung für freie Theater. Zwar gebe es einen Fonds für freie Künstler, doch die Zuwendungen reichten bei weitem nicht aus, den Theaterbetrieb aufrechtzuerhalten. Nach den Vorstellungen in Landshut wird die Comoedia Mundi also erst einmal eine ,, Kreativpause" einlegen, um weitere Pläne zu schmieden. -ja-
Die Vorstellungen auf der Ringelstecherwiese finden ab Sonntag bis zum 28. September jeweils um 20 Uhr statt, Montag und Dienstag sind keine Aufführungen. Kartenvorbestellung ist unter der Telefonnummer 21474 möglich, ab 15 Uhr gibt es sie auch im Caféwagen.