ERLANGER NACHRICHTEN - 3.5. 2014
(S. MÖSSLER-RADEMACHER)
Ein Schelm in düsteren Zeiten
Ein Schelm und Weiberheld zwischen Witz und Revolution:

Ulenspiegel steht auf einem Hügel vor Rom, starrt auf den Vatikan und staunt: ,,Da ist also unser ganzes Geld geblieben!" Als Büßer ist er unterwegs, verbannt aus Flandern, um beim Papst Vergebung zu erbitten...

Wir schreiben die Epoche von Kaiser Karl des V., der seine Gefolgsleute in seinem Reich, in dem die Sonne nie untergeht, brutalst gegen die Anhänger der Reformation vorgehen lässt. Das Zelttheater ,,Comoedia Mundi“ bringt das Publikum direkt und ohne Umschweife in diese düstere Zeit voller Gewalt und Leid. Gaukler-Theater im besten Sinne wird hier - frei nach dem belgischen Nationalepos ,,Die Geschichte des Thyl Ulenspiegel im Lande Flandern und anderswo" von Charles de Coster aus dem 19. Jahrhundert - (Regie: Herbert Fischer) geboten.

Fünf Schauspieler schlüpfen in Dutzende Rollen. Um unmittelbar in die Vergangenheit einzutauchen, führt ein Erzähler in die Handlung ein. Auf ein Bühnenbild wird weitgehend verzichtet. Mit großen Gesten, historisierenden Gewändern, wenigen Requisiten, Schwarzlicht und Nebelschwaden arbeitet sich das ,,Comoedia-Mundi"-Ensemble durch die Geschichte des Thyl Ulenspiegel. Denn dieser Schalk darf zwar auch wie der in Deutschland bestens
Bekannte ,,Eulenspiegel,“ mit Streichen seine feisten Mitbürger vorführen, doch ansonsten ist er ein Mann, der gegen die Willkür der Herrschenden und der Kirche aufbegehrt - Ein Revolutionär.

Maximilian Berger spielt den Thyl / Till keck, neckisch, und aufbrausend. Gut das Gleichgewicht zwischen Naivität und Verführung hält Merle Lisek als Stiefschwester Nele. Souverän "Comoedia-Mundi"-Chef  Fabian Schwarz als Vater, der auf dem Scheiterhaufen landet und Loes Snijders als Tills Mutter und "Hexen"-Nachbarin, deren leibliche Tochter Nele ist...

Die drei Stunden in diesem Jahrmarkt der Weltgeschichte sind beste
Theater-Unterhaltung.




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