FRIZZ Magazin Frankfurt - August 2013
(Doris Stickler)
Ulenspiegel

Nicht von ungefähr hielt der Klerus Jahrhunderte lang Aristoteles' Schrift über das Lachen hermetisch unter Verschluss. Witze zu machen setzt nämlich Durchblick voraus und nichts fürchten die Mächtigen mehr. Diesem Sachverhalt widmet sich Comoedia Mundi in der aktuellen Produktion, die die Metamorphose eines unbedarften Spaßvogels zum Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit zeigt. Angelehnt an Charles de Costers Thyl Ulenspiegel-Roman führt das Ensemble in 20 prägnanten Szenen vor Augen, wie die spanischen Besatzer in Flandern Angst und Schrecken verbreiten, Ulenspiegels Eltern der Inquisition zum Opfer fallen und er selbst nur knapp den Fängen der Häscher entkommt.

Unterstützt von seiner Geliebten Nele und deren Mutter Katheline beginnt Ulenspiegel schließlich jene mit Geist munitionierten Waffen zu schmieden, die Kirche und Kaiser empfindliche Hiebe versetzen.

Die große Spielfreude der Darsteller und die eindringlichen Bilder machen die Inszenierung zu einem Tribunal, das nicht nur die Verlogenheit einer vergangenen Epoche an den Pranger stellt. An Auswüchsen wie Habgier und Völlerei, Eitelkeit und Neid krankt bekanntlich auch die Gegenwart.


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