FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG - 12.07. 2021
(Jürgen Richter)
Sirtaki kommt zum Schluss
Comoedia Mundi spielt wieder im Zelt

FRANKFURT. Alles hinter sich lassen will der Schriftsteller Basil, nur ein Buch nimmt er mit auf die Überfahrt nach Kreta - ein leeres. Doch statt es aufzuschreiben, verlegt er sich aufs Unternehmertum, will ein geerbte Kohlebergwerk betreiben. Kaum frei vom Ballast des alten Lebens, hat Basil den des neuen am Hals. Und das ist der Rumtreiber Sorbas, der sich mit simplen Antworten auf zergrübelte Fragen zu empfehlen weiß und der im Kontrast der Charaktere gut ist für inspirierenden Paarlauf oder katastrophales Missverständnis.

In der Inszenierung des Roman Alexis Sorbas" von Niko Kazantzakis durch Fabian Schwarz mit der Comoedia Mundi, die nun wieder am Frankfurter Mainufer nahe dem Filmmuseum gastiert, nähern sich diese gegensätzlichen Figuren in einer von Rum und Wein weichgespülten Geistesverwandtschaft an. Die beiden bleiben nach Lug und Betrug nicht mehr Partner, aber doch Freunde, und Basil wird einen Neuanfang dringender brauchen als Sorbas.

Es wird viel getanzt im Theaterzelt, Sirtaki allerdings erst zum Schluss. Schwarz und seine Partnerin Loes Snijders trotzen dem Wellengang in der Ägäis wie den Wirkungen des Alkohols mit rhythmischen Ausfallschritten, geben zumindest optisch dem Moment, wenn schon nicht dem Leben Balance. Allein und im Dialog reflektieren sie den Gegensatz ihrer Ideale und ihrer Erfahrungen, planen Geschäfte und philosophieren sie wieder davon.

Das Duo imaginiert nicht nur mimisch und gestisch die Landschaft und den Wechsel der Tageszeiten auf der gar nicht so einnehmenden Trauminsel. Es spielt noch dazu die Rollen zweier tragischer Frauen, die den Vorstellungen von der erotischen Urlaubsaffäre eine bittere Pointe entgegensetzen. Das romantische Sujet wird unromantisch erfahren, aber stimmungsvoll im intimen Bühnenlicht erlebt.

 

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