Das Theater „Comoedia Mundi" hat wieder sein Zelt auf der Wöhrder Wiese aufgeschlagen. Diesmal präsentiert das kleine Ensemble sein eigenes Stück „Sorbas" nach dem berühmten Roman von Niko Kazantzakis als kraftvolle Erzählung über Freiheit und Verantwortung.
Die beiden Akteure Loes Snijders und Fabian Schwarz treffen als englischer Schriftsteller Basil und griechischer Arbeiter Alexis im Hafen aufeinander. Spontan beschließen sie, gemeinsam nach Kreta zu fahren. Snijders gibt den älteren Griechen mit viel Wärme und Lebensweisheit, während Schwarz die Rolle des Sinn suchenden Briten nachdenklich und verloren anlegt.
Bald schon lernt der Intellektuelle, der in Kreta ein Braunkohle-Bergwerk gepachtet hat, von dem urwüchsigen, einfachen Mann, wie man das Dasein gelassen und genussvoll anpackt. Im Hier und Jetzt leben, weder an der Vergangenheit hängen noch für die Zukunft schuften, so lautet Sorbas' Devise. Er will das Leben lieben und den Tod nicht fürchten.
Basil folgt ihm auf diesem Weg - weg vom Verstand hin zum Gefühl. Auch als sie in Kreta zwei Frauen kennenlernen, überzeugt Alexis seinen neuen Freund, sich nicht zurückzuhalten, sondern die Liebe auszukosten. Doch es endet tragisch: Die abgehalfterte Madame Hortense, mit der Alexis eine Beziehung begann und der er sogar die Ehe versprach, weil sie so drängte, stirbt an einer Krankheit. Die schöne Witwe Surmelina, mit der Basil eine Affäre hatte, wird von erzürnten Dorfbewohnern mit rigider Moral umgebracht. Und die Seilbahn, die Alexis konstruierte, um die Kohle zu transportieren, stürzt ein. Als alles in Trümmern liegt, ruft Sorbas: „Hey Chef, hast du jemals etwas so schön zusammenkrachen gesehen?"
Echtes Können erweist sich auf der Wöhrder Wiese im Kleinen. So ist es faszinierend, wie wenig Snijders und Schwarz brauchen, um die ganze Geschichte auf die Bühne zu bringen. Zwei Stangen werden zur Reling - und schon stehen die beiden Figuren auf einem Schiff. Ein Tisch - und sie diskutieren in einer Kneipe. Eine Geste reicht, um die Landschaft auszumalen.
Dass Snijders als Frau den Sorbas gibt, ist kein Problem. Im Gegenteil, sie bereichert den ruppigen Kerl mit Herz. Die Hortense teilen sich beide Schauspieler sogar. Trotzdem wirkt die Figur wie aus einem Guss, egal, wer sie gerade darstellt. Nein, schwärmerisch ist die pointierte Inszenierung von Snijders nicht. Aber klug und begeisternd. Letztlich behält keiner der Männer recht- weder der vorsichtige Basil noch der freigeistige Alexis.
Sehenswert.