Aachen - 01.07.1997
(ho)
Tolle schauspielerische Leistung
Comoedia Mundi gastiert seit gestern im Westpark

achen.COMOEDIA Mundi Ensemble - das bedeutet Theater mal auf eine für heutige Zeit ungewöhnliche, aber historisch gesehen durchaus interessante Art und Weise. Für die Schauspieler stehen die Bretter, die die Welt bedeuten nicht in einem festen Gebäude, sondern in einem bunten Zeit. Gewohnt wird auch nicht konventionell in einem Haus aus Stein, sondern in mehreren kleinen Wohnwagen. Theater wie vor 500 Jahren. Zur Zeit sind die Künstler mit ihrer Wanderbühne und zugehörigen Cafewagen im Westpark zu finden. Gestern Abend war Premiere des neuen Stückes ,,Tartuffe oder die Betrüger", mit dem das Ensemble in der Hauptsache bis zum Sonntag, 6. Juli (20.30 Uhr) in Aachen gastieren wird.
Um es vorweg zu nehmen: Sowohl Zelttheater als auch aufgeführtes Stuck sind leicht gewöhnungsbedürftig. Denn zum einen kann ein durchschnittlicher mitteleuropäischer Sommerabend ab 20.30 Uhr in einem unbeheizten Zelt schon einmal recht kühl sein, und zum anderen darf man sich unter dem Tartüffe keinesfalls den klassischen Molliere vorstellen.
Im Mittelpunkt steht eine kleine Theatertruppe, die seit drei Monaten intensiv Molieres ,,Tartuffe" in einer spannenden Neuübersetzung eingeübt hat. Am Tag der Premiere erfahren die Schauspieler allerdings, daß die Rechte an dem Stück an eine große Bühne verkauft worden sind. Von nun an suchen sie nach einem Ausweg... Jeder Schauspieler hat eine Doppelrolle, wenn nicht sogar eine Dreifachrolle, in der er sowohl einen der Schauspieler des Ensembles aus der Handlung, als auch mindestens eine weitere Figur aus einem von Molieres AIternativstücken darstellt. Das erfordert natürlich hohes schauspielerisches Können und Flexibilität, die die Schauspieler auch absolut beweisen. Vor allem Loes Snijders in der Rolle der Regisseurin Cecile und insgesamt vier weiteren Moliere-Rollen überzeugt hier absolut. Die schönste Szene des ganzen Stückes ist eine Originalszene aus ,,Tartuffe", in der die ganze Intention deutlich wird, die der Autor im absolutistischen Frankreich dem Stück eingegeben hatte. In einer wunderbar pantomimischen Leistung zeigen Fabian Schwarz, Anja Pforte und Stefano Caflisch als Hofschranzen am Hofe König Louis IV., der von Pascale Karamasov dargestellt wird, wie der König vom Hofe als Marionette mißbraucht wurde. Sonderveranstaltungen, bei denen auch ganze Stücke gezeigt werden, gibt es am Samstag und Sonntag, 22. Juni um jeweils 15 Uhr, wo als Kindertheater ,,Der Teufel mit den drei Masken" zu sehen ist.

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