Worms - 15.07.1997
(Christina Strack)
Spiel im Spiel macht Spaß
Comoedia Mundi heiter im Zelttheater: ,,Tartuffe oder die Betrüger"

Theater einmal ganz anders kann das Publikum bis zum 26. Juli erleben. Das Ensemble Comoedia Mundi steht mit buntem Zelt, Cafe und Wagen auf dem Weckerlingplatz. Nach der gelungenen Premiere wird heute weitergespielt:
"Tartuffe oder die Betrüger".
Theater mitten in der Stadt, das gibt es dank Comoedia Mundi, dem mobilen Ensemble, das durch die Lande reist und jetzt für zwei Wochen in Worms Station macht. Wie die Truppe um den Regisseur Her-bert Fischer den guten alten Moliere verwandelt, begeistert das Publikum, angesteckt von der Spielfreude der Mitglieder. Improvisation ist Trumpf, jeder kann alles spielen - ob Mann oder Frau.
Nanu, was soll denn das, fragt sich mancher Besucher zunächst, wenn er das Geplänkel einer Schauspielgruppe am Frühstückstisch hört. Molieres ,,Tartuffe" ist ihm in anderer Erinnerung. Wie im richtigen Leben zanken sich die drei Frauen und zwei Männer, das fünfte Ensemblemitglied hat sich einfach davon gemacht. Bleibt die Wandertruppe bestehen oder zerbricht sie daran, daß die Aufführung mit der Neuübersetzung von Molieres Stück verboten wurde?
Geschickt hat Comoedia Mundi den Einakter ,,Stegreif-spiel von Versailles" verbunden mit ,,Tartuffe", dem immer wieder gern aufgeführten Stück von Heuchelei und Betrug (,,Wer betrügt wen?"). Während im ersten Teil das Hin und Her um die Rettung das Abends nach wochenlangen Proben und die Diskussion um Theater an sich die Schauspieler beschäftigt, kommt es dann doch zum echten ,,Tartuffe", sehr konzentriert auf die dramatischen Szenen.
Nach der Pause laufen die Ensemblemitglieder zur Hochform auf. Jeder kann sein komödiantisches Talent voll ausspielen. Voran Loes Snijders' die als antreibende Regisseurin, verführerische Gattin des Orgon, Ehebrecherin Angelique und in zwei Männer-rollen überzeugt. Anja Fforte darf sich als schlagfertige Zofe der Tartuffe-Tochter Marian, als langnasige Hofschranze und - sehr witzig - als Gerichtsvollzieher austoben. Teils deutsch, teils echt französisch parliert die Französin Pascale Karamasow. Herrlich, wie sie mit ihrem Geliebten Valere (Loes Snijders) turtelt und köstlich, wie sie die Mario-nette König Louis IV. mimt. Fabian Schwarz, der zu den Gründungsmitgliedern von Comoedia Mundi gehört, schlüpft in die Rolle des Orgon, der sich von dem Betrüger Tartuffe einwickeln läßt. Mit Stefano Caflisch steht ein gerissener Tartuffe auf der Bühne, dem man glaubt, daß er viele für sich einnehmen kann. Höhepunkt des Doppelrollenund Slapstickspaßes: die Verführungsszene Elmire-Tartuffe. Der Betrüger fühlt sich als Betrogener, weil die Orgon-Gattin ihn überführt hat. Er ist gefangen in ihrem Reifrock. Jürgen Mayer sorgt für die passende Musik, die in Molieres Zeit versetzt.

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