Gewiß braucht die Dame keine Stimulanz, um Stimmung zu machen im Würzburger Theater am Neunerplatz. Die staubige Schnupfprise zum Auftakt gilt eher als Reverenz an den wilden Boris Vian, den schamlosen Schriftsteller und verehrten Liederschreiber. Die Vielfalt seiner Chansons, reduziert auf prägnante Exempel, schnüren die Sängerin Loes Snijders und Pianist Jürgen Mayer zu dem kompakten, kurzweiligen Programm "Ich bin Snob".
Von Anfang an wird klar, daß eine umfassende, charaktervoll und modulierfähige Stimme allein nicht genügt, Vian zu interpretieren und dem (leider spärlichen) Publikum nahezubringen. Die Künstlerin aus der Nähe von Eindhoven kommt aus dem Schauspielfach, bringt die professionellen Facetten von Mimik und Gestik in den musikalischen Kontext überzeugend ein. Dazu weiß sie packend und locker zu plaudern mit geringsten Mitteln treffende Effekte zu erzielen - Entertainment voll Esprit. Jürgen Mayer erweist sich als gefühlvoller Begleiter, dessen Einsätze und Nuancen am E-Klavier und mit der Gitarre die Chansons mittragen.
Feucht aber keinesfalls fröhlich gerät der Abschied: Viel zu tief zeigt die Parodie "Je bois" das Elend der "glasklaren" Trinkerin, die im Alkoholnebel stakst und stochert.
Ein Chansonabend, der die Wiederholungen wert ist: heute und am Samstag, jeweils um 20 Uhr.