TRAUTSKIRCHEN - Jetzt hat "Comoedia Mundi" ein repräsentatives Theater. Dort wo das 1983 gegründete Zelttheater seit 1988 sein "Winterquartier“ hat und sich das internationale Ensemble auf seine bundesweiten Tourneen vorbereitet. Seine Premiere als reizvolle Kulturstätte erlebte der renovierte Festsaal des Schlosses am Samstag mit "Frau Sonntags Woche“.
Das Multitalent Loes Snijders hat die Geschichte einer von Hunderten Menschen in einem Hochhaus umgebenen und doch einsamen Frau fortgeschrittenen Alters geschrieben, die sich ihre eigene Welt geschaffen hat. Die teilt sie mit Hund Pulli und Kaktus Tussi, lebt also in ihrer Dreisamkeit. Und das in farbsortierter Ordnung. Jeder Tag hat seine Farbe - von den Pantoffeln über die Schürze und das Tischtuch bis zu den Kaktusblüten - läuft nach festen Ritualen ab, ist aber alles andere als uniform. Denn die Farben sind Ausdruck der jeweiligen Stimmungen, setzen Fantasien frei.
"Ihre“ Geschichte also, in der die Schauspielerin und Sängerin Loes Snijders ganz unterschiedliche Temperamente ausdrucksstark ausspielen kann. Mal die versonnene Seniorin, die sich zwar ihre eigene Welt zurechtgelegt hat, aber nur zu gerne auch mal Abwechslung durch einen Besuch hätte. Grübeln oder überschäumende Lebensfreude, Singen, Tanzen, Silbenspielereien, verzückte Blicke durch die rosarote Brille. Das alles in nahezu nahtlosen Übergängen mit clownesken Zügen in brillantem Mienenspiel und Gestik.
Ein Bravourstück keineswegs nur für Kinder, die mit viel Spaß erleben, wie das Leben von "Frau Sonntag“ aus den so festgefügten rituellen Zügen gerät, als sich der lange gehegte Wunsch um Abwechslung erfüllt. Der Lieferant des "Pflegeheims betreutes Wohnen“, der täglich - rituell - das Essen vor die Tür stellt, ohne je gesehen zu sein, steht am Geburtstag plötzlich vor "Frau Sonntag“ - natürlich in falschen Farben gekleidet und mit einem nicht zum gelben Tag passenden Blumenstrauß.
Der einfältige Lieferant (von Maximilian Berger gekonnt in Szene gesetzt) findet rasch Spaß an den Eigenheiten der skurrilen Dame, die sich mit den Fingern über die Geburtstagstorte hermacht (Gabeln gibt‘s an anderen Tagen), versucht sich in diese einzufinden. Auch wenn er dabei immer wieder an Ecken und Kanten stößt, woraus sich heitere Turbulenzen entwickeln - bis die Harmonie in schillernden Regenbogenfarben hergestellt ist.
Dem begeisterten Premierenpublikum mussten Loes Snijders und Maximilian Berger nicht erklären, mit wie viel Spaß sie dieses Stück spielten - und auch gerne weiter spielen. Den Beifall teilten sie mit Regisseurin Ulrike Möckel (Berlin), Claudia Kucharski für Bühne und Ausstattung, Veronika Stünkel für die Kostüme und Dario Gall für die peppige Musik sowie Fabian Schwarz in der Lichtregie.